Weekly, KW 50

 

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Guten Abend aus der rethink-Redaktion.

Bei uns geht es heute um Thailand und Kambodscha und per- und polyfluorierte Alkylverbindungen.

Schön bist du mit dabei, starten wir mit dem Weekly:

PFAS-Grenzwerte im Trinkwasser.

Sie sind oder waren in Regenjacken, Teflonpfannen, Backpapier und Löschschaum zu finden: Sogenannte per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) oder “Ewigkeitschemikalien”. Die Chemikalien der PFAS-Gruppe haben sich in der Umwelt und im menschlichen Körper angereichert. Es gibt je nach Definition mehrere tausend verschiedene PFAS, bei vielen sind die Auswirkungen noch nicht untersucht. Einige PFAS sind potentiell gesundheitsschädigend. Sie können etwa die Leberfunktion beeinträchtigen, Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben oder krebserregend sein.

Für drei Substanzen der PFAS-Gruppe (PFOS, PFHxS und PFOA) gelten in der Schweiz bereits Grenzwerte für das Trinkwasser. Ab Januar 2026 sollte für 20 PFAS zusammen ein Grenzwert von maximal 0.1 Mikrogramm pro Liter gelten. Das heisst: Die Grenzwerte sollten einerseits strenger werden und sie sollten andererseits auch mehr verschiedene PFAS umfassen, statt nur drei konkrete Stoffe. Die EU-Staaten nehmen diese Anpassung im nächsten Jahr vor.

Doch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen teilte nun mit, dass die ab Januar keine neuen Grenzwerte eingeführt werden. Grund dafür sind laufende politische Diskussionen. 

Deswegen gibt es vorerst keine Verschärfung:
Die Umweltkommission des Ständerats verlangt in einem Vorstoss, dass die Schweiz eigene PFAS-Grenzwerte für das Trinkwasser, unabhängig von der EU, festlege. Im selben Vorstoss geht es auch um eine Unterstützung der Landwirtschaftsbetriebe, wenn ihre Produkte die Höchstgehalte für PFAS überschreiten. Sowohl im Ständerat wie auch im Nationalrat wurde der Vorstoss im Grundsatz angenommen, der Ständerat muss sich aber erneut damit befassen.

“Um das PFAS-Problem zu lösen, braucht es Zeit”, sagt Mitte-Ständerat Benedikt Würth, der das Anliegen der Umweltkommission im Rat vertritt. Der Vorstoss ziele darauf ab, dass die Schweiz unabhängig von der EU Grenzwerte für das Trinkwasser festlege. Es geht letztlich auch darum, dass die Grenzwerte für das Trinkwasser mit den Grenzwerten für die Lebensmittel, also Fleisch und Milch etwa, abgestimmt sind. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen wird also nochmals prüfen müssen, ob für die Schweiz eigenständige Grenzwerte mehr Sinn ergeben. Im Ergebnis kann das bedeuten, dass die Schweiz strengere Grenzwerte erlässt als die EU.

Das spricht für eine Übernahme der EU-Grenzwerte: In der Schweiz gibt es für das Trinkwasser aktuell Grenzwerte für lediglich drei PFAS, bei denen die Schädlichkeit erwiesen ist und die bereits verboten sind. Eva Goldmann, PFAS-Expertin beim WWF Schweiz, sagt, es gäbe jedoch eine Vielzahl von PFAS, die in unsere Gewässer und auch ins Trinkwasser gelangen würden: “Statt für jeden einzelnen dieser Stoffe Grenzwerte festzulegen, ergibt es mehr Sinn, einen Grenzwert für die 20 wichtigsten festzulegen, die besonders problematisch sind für die Trinkwasserqualität.” Gemäss dem WWF wäre diese Verschärfung, wie sie die EU-Länder vornehmen, daher ein wichtiger Schritt. “Erst dann sind die Trinkwasserversorger handlungsfähig und können im Falle von Überschreitungen dafür sorgen, dass die PFAS-Belastung auf ein Minimum reduziert wird.”

Das sagen die Wasserversorgungen:
Der Fachverband für Wasser, Gas und Wärme (SVGW) schreibt, dass der Grossteil der Wasserversorgungen schon heute die EU-Höchstwerte einhalten kann. Einige Versorgungen, die mit Belastungen konfrontiert sind – etwa weil über längere Zeit PFAS-haltiger Löschschaum im Einzugsgebiet eingesetzt wurde – hätten bereits Massnahmen ergriffen.


Studie weggespart:
In einer grossen Langzeitstudie mit Hunderttausend Freiwilligen hätte analysiert werden sollen, wie sich Pestizide und PFAS-Chemikalien auf unsere Gesundheit auswirken. Während mindestens 20 Jahren hätten bei den Freiwilligen regelmässig Urin und Blut auf Pestizide, PFAS, Schwermetalle und weitere Stoffe getestet werden sollen. Doch daraus wurde nichts: Das Bundesamt für Gesundheit hat wegen der finanziellen Lage des Bundes im September entschieden, das Projekt nicht weiterzuverfolgen. Die Studie hätte laut BAG jährlich zehn bis zwölf Millionen Franken gekostet - bei einer Laufzeit von 20 Jahren wären also insgesamt bis zu 240 Millionen Franken angefallen.


Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha.

In den vergangenen Wochen eskalierte der seit Jahrzehnten bestehende Konflikt zwischen den beiden südostasiatischen Ländern. Seit Montag ist immer wieder von Schusswechseln und Luftangriffen im Grenzgebiet berichtet worden. Die Kämpfe haben über 500’000 Bewohnende der Region in die Flucht getrieben und hat allein in dieser Woche mindestens 25 Menschen das Leben gekostet. Zudem gab es Hunderte Verletzte infolge der Gefechte.

Hintergrund: 
Streitpunkt ist die Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck. Dort grenzen die thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz Oddar Meanchey sowie Laos aneinander. Der Konflikt ist die Folge einer unklaren Grenzziehung durch Kambodschas ehemalige Kolonialmacht Frankreich im Jahr 1907. 

Ende Oktober hatten Thailand und Kambodscha im Beisein von US-Präsident Donald Trump ein “Friedensabkommen” in Malaysia unterzeichnet, nachdem Trump mit hohen Zöllen gedroht hatte. Danach warfen sich beide Seiten jedoch neue Angriffe vor. Thailand setzte das Abkommen im November aus, nachdem thailändische Soldaten an der Grenze durch Landminen verletzt worden waren. 

Was jetzt passiert:
Am Freitag löste der thailändische König als Staatsoberhaupt das Repräsentantenhaus auf - die mächtigere von zwei Parlamentskammern. Wenige Stunden zuvor hatte der Ministerpräsident Anutin Charnvirakul die Auflösung beantragt. Auf seinem Facebook-Account schrieb Anutin: “Ich gebe die Macht an das Volk zurück”. Per Gesetz müssen innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen stattfinden. Bis dahin bleibt die Regierung im Amt. Wahrscheinlich kam der Regierungschef damit einem Misstrauensvotum zuvor, bei dessen Abstimmung seine Minderheitsregierung höchstwahrscheinlich verloren hätte. 

Auch wenn die Auflösung des Repräsentantenhauses nicht direkt mit der Situation an der Grenze zu tun hat - der Zeitpunkt für eine innenpolitische Krise ist aus Thailands Sicht alles andere als ideal. Anutin beteuerte am Freitag, dass die Auflösung des Parlaments keinen Einfluss auf den Konflikt mit Kambodscha haben werde. 

Der US-Präsident hatte am Freitag in seinem Onlinedienst Truth Social geschrieben, der thailändische Regierungschef Anutin und Kambodschas Ministerpräsident Hun Manet hätten ihm in einem “sehr guten” Telefonat ein Ende aller Kämpfe ab Freitagabend zugesagt. Beide Länder seien nun bereit “zum Frieden und zu fortgesetztem Handel mit den Vereinigten Staaten von Amerika”. Der thailändische Regierungschef Anutin Charnvirakul dementierte jedoch eine Einigung auf eine Feuerpause: Trump habe in ihrem Telefonat am Freitag "nicht erwähnt, ob eine Waffenruhe vereinbart werden sollte", sagte Anutin. Sie hätten das Thema "nicht besprochen".

Die Kämpfe zwischen den südostasiatischen Nachbarländern gingen auch am Samstag unvermindert weiter. Nach dem Telefonat mit Trump sagte Anutin an Kambodscha gerichtet: "Derjenige, der gegen das Abkommen verstossen hat, muss die Lage wieder richten." Kambodschas Ministerpräsident Manet teilte unterdessen mit, sein Land habe "stets auf friedliche Mittel zur Beilegung von Streitigkeiten gesetzt". Kambodscha heisse einen Vorschlag Malaysias willkommen, die Kämpfe zu stoppen.

Und damit lasse ich Dich in die nächste Woche starten! Schön warst Du auch heute mit dabei.


Redaktionsschluss: 18:15
Weekly 50/2025

Headerbild von Milad Fakurian auf Unsplash

© rethink-blog 2025

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Oli Wingeier

Oli, findet alles Neue spannend und erstmal gut, ausser die neuen Rechten. Duscht jeden Morgen zu lange, besitzt mehr als tausend Notizbücher und zu viele Gedanken (oder umgekehrt).
Für rethink wühlt er sich jede Woche durch etliche Nachrichten und kreiert dann daraus eine Zusammenfassung der wichtigsten News. Zu lesen und hören als “Weekly”

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